Glaser-Dirks DG-400
Was der Motorsegler versprochen hat, das dürfte allein das
selbststartende Segelflugzeug halten können: Leistungen wie ein
Hochleistungssegler und dennoch Start- und Steigflug aus eigener Kraft. Mit der
DG-400 hat das Bruchsaler Unternehmen Glaser-Dirks auf der Basis eines
Rennklasse-Flugzeugs ein selbststartendes Segelflugzeug entwickelt, das den
langgehegten Wunschvorstellungen der Segelflieger schon sehr nahe kommt.
Inzwischen fliegen zwei Prototypen und - das darf man schon heute sagen - mit
sehr zufriedenstellenden Ergebnissen. Bernd Malzbender flog den zweiten
Prototyp, die D-KIDG, für den aerokurier. Hier sein Bericht:
Trotz mannigfacher Anläufe bei der Entwicklung
eigenstartfähiger Segelflugzeuge konnte bisher von einem rechten Durchbruch
nicht die Rede sein. Gab es in den vergangenen Jahren immer wieder
vielversprechende und im einzelnen auch gelungene Ansätze zur Verwirklichung
des Traums vieler Segelflieger, unabhängig vom Wochentag und vielen Helfern in
die Luft zu kommen, so wurden die Erwartungen letztlich doch nicht so recht
erfüllt.
Das mag vor allem in der Tatsache begründet sein, daß ein
geeignetes, serienreifes Triebwerk lange Zeit nicht zur Verfügung stand, der
Klappmechanismus noch zu aufwendig und in seiner Bedienung zu kompliziert war
oder die Segelflugleistungen durch den Umbau und das zusätzliche Gewicht nicht
mehr zufriedenstellten. So blieben -sieht man einmal von der finnischen PIK-20E
ab - Entwicklungen wie Nimbus 2 M, Motor-Janus und ASW 15 M von Heimann letztlich
Flugzeuge ohne größere Verbreitung, so traurig das auch stimmen mag. Immerhin
haben die finnischen Versuche, was den Motor betrifft, zu einem serienreifen
Triebwerk, dem Rotax-Zweitakter (43 PS), geführt. Die dort noch sehr aufwendige
Hebel- und Klappenkonstruktion, an der wahrscheinlich der Markterfolg der
PIK-20E
schließlich scheiterte, wurde dann in der "Heimann-ASW
15" (s. aerokurier 12/80) durch das System von Walter Binder abgelöst, das
sich durch Einfachheit, geringes Gewicht und Funktionssicherheit auszeichnet.
Das Triebwerk wird bei Binders System mittels eines Spindelmotors elektrisch
ein- und ausgefahren, was ein Höchstmaß an Bedienungskomfort mit ebenso großer
Betriebssicherheit verbindet.
Die DG-400, über deren Erstflug im Mai dieses Jahres berichtet
werden konnte, bedient sich des mittlerweile schon als "bewährt" zu
bezeichnenden Rotax und des Systems Binder, woraus ein optimales und jedem
Segelflieger zumutbares Triebwerkshandling resultiert.
Als Basis für den ersten eigenstartfähigen Segler der
Rennklasse dient die "DG-202/17m Carbon Fibre", von der zwei
Flugzeuge für die Flugerprobung mit Klapptriebwerk ausgerüstet wurden. Der
zweite Prototyp, der bis auf unwesentliche Kleinigkeiten dem ab Frühjahr 1982
lieferbaren Serienmodell entspricht, konnte vom aerokurier Anfang September in
Karlsruhe ausgiebig probegeflogen werden.
Prinzip: Hand bleibt am Steuerknüppel
Die Motorbedienelemente wurden im zweiten Prototyp so
angeordnet, daß sie optimal zu bedienen sind. Sie befinden sich an der linken
Seite des Panels im günstigen Griff- und Sichtbereich
des Piloten und sind durch unterschiedliche Form- und
Farbgebung praktisch unverwechselbar. Oben sitzt der Gashebel mit integriertem
Anlasserknopf, in der Mitte der für einen Zweitakter unerläßliche Choke und
darunter die Propellerbremse. Bei dieser Anordnung bleibt die rechte Hand des
Piloten immer am Steuerknüppel, ein sinnvolles und technisch geschickt gelöstes
Prinzip.
Speziell für die DG-400 wurde ein zentrales Steuergerät für
Digitalanzeigen der Triebwerksüberwachung entwickelt. Das Display sitzt in
einer Frontplatte - ähnlich einem Funkgerät. In dem Steuergerät sind Zündung,
Umschaltungen und Sicherheitsschaltungen integriert - seine Funktion geht also
über die einer reinen "Anzeigeeinheit" weit hinaus.
Digitaltechnik
Über das Digitaldisplay können zweistellig die verbleibende
Liter-Anzahl im Tank, dreistellig die Drehzahl sowie die Zylinderkopftemperatur
bzw. nach Umschaltung die Batteriespannung angezeigt werden. Eine
Kontrolleuchte zeigt an, wenn der Generator lädt. Die mit dem Motor gekoppelte
Lichtmaschine erzeugt, wie sich bisher zeigte, auch bei nur kurzer
Betriebsdauer des Motors bei Steigflügen ausreichend Ladestrom, so daß die
beiden Akkus picht extern geladen werden müssen. Das Digitaldisplay bietet
neben der exakten Anzeige und genauester Ablesemöglichkeit den bei einem
Segelflugzeug hoch einzuschätzenden Vorteil der Platzersparnis im Panel: Am
Instrumentenpilz der DG-400 dominieren die charakteristischen Instrumente eines
Hochleistungssegelflugzeuges. Eine Entwicklung dieser Art wurde bislang noch
nie realisiert.
Lageunabhängige Tankanzeige
Eine Besonderheit stellt die Messung des Tankinhalts dar.
Die Schwankungen des Benzinspiegels bei Lageveränderungen im Steig-, Sink- oder
Kurvenflug können bei auf Schwimmerprinzip aufgebauter Messung zu erheblichen
Fehlanzeigen führen. Bei Glaser-Dirks wurde daher ein Aluminiumkondensator,
dessen Platten den Rumpftank durchziehen, als "Fühler" verwendet. Das
Prinzip ist einfach: Lageunabhängig werden auch von "schwappendem"
Benzin immer gleich große Flächen der Kondensatorplatten benetzt. Die Kapazität
des Kondensators verändert sich nur mit der Größe / der benetzten Flächen.
Durch Vergleich mit einem im Steuergerät befindlichen "neutralen"
Kondensator wird die Kapazitätsdifferenz in Liter umgerechnet und digital
ausgeworfen. Der Rumpftank der Serien-DG-400 wird 20 Liter Kraftstoff fassen,
als Option sind jedoch auch zwei Flächentanks mit je 20 Litern oder mehr
erhältlich. Der Anschluß erfolgt mittels benzinfester Schnellkupplungen, die
beidseitig abdichten, so daß beim Verbleib einer Restmenge Benzin in den
Flächentanks beim Abrüsten nichts auslauf en kann.
Die Wassertankkapazität des Flügels bleibt durch die weiter
außen liegenden Benzintanks übrigens unberührt.
Zwangssicherungen
Der Zündschalter, der unabsichtlich nicht bedient werden
kann, man muß. durch Herausziehen erst eine Sperre lösen, schaltet die
Zweikreiszündanlage, die zur Serienausstattung gehört. Die Entscheidung für die
Doppelzündversion des Rotax ist neben dem Vorteil des Leistungsgewinns (+ 150
RPM) ein erheblicher Sicherheitsfaktor, erst recht bei einem Triebwerk mit nur
zwei Zylindern, und im Hinblick auf den US-amerikanischen Markt ohnehin
Bedingung.
Der Prüfschalter für beide Zündkreise springt beim Loslassen
automatisch in die Mittelstellung, die beide Kreise aktiviert.
Mittlerweile habe ich im geräumigen Cockpit der DG-400 Platz
genommen, und Dipl.-lng. Wilhelm Dirks erläutert mir das Handling der
"Klappmimik". Es ist phantastisch einfach und fast unwahrscheinlich,
wie das Triebwerk durch Betätigen eines kleinen Schalters am Steuerknüppel ohne
weiteres
Dazutun ein- und ausfährt -einschließlich automatischen
Öffnens und Schließens der Abdeckklappen des Rumpfausschnitts. Ausfahren: Knopf
nach rechts, Einfahren: Knopf nach links. Aha, "nach links geht's
abwärts", eine nützliche Gedächtnisstütze, die völlig unpolitisch ist, ein
Satz, den ich mir angesichts der Einführung der Mineralölsteuer für
Flugkraftstoffe ab 1. Oktober jedoch leicht merken kann. Auch hier verhindert
wieder eine
Zwangssicherung eventuelle Fehlbedienung. Solange die
Zündung eingeschaltet ist, läßt sich der Ein-Ausfahrmechanismus nicht
betätigen. So ist der Klappmechanismus bei laufendem Motor nicht zu aktivieren,
und die Horrorvision eines den Rumpf zersägenden Propellers kann getrost
vergessen werden.
Die Benzinversorgung des Triebwerks wird beim Anlassen durch
eine elektrische, beim Flug durch eine mechanische Unterdruckpumpe geregelt,
die
beiden Pumpen sind bedienungsfrei eingeregelt. Eine weitere
sinnvolle Schaltung aktiviert den Anlasserstromkreis auch nur bei
eingeschalteter Zündung.
Am Motor selbst sitzt ein langhubiger Endschalter, der das
Anlassen nur dann gestattet, wenn das Triebwerk völlig ausgefahren ist. In der
Endposition - also völlig ein- oder ausgefahren - bleiben die Fangseile des
Klappmechanismus wegen Fehlens von Endschaltern immer gespannt, was einen
Bruch der Seile durch plötzliche Lasterhöhung ausschließt.
Bleibt der Stromkreis der Spindel nach Erreichen der Endposition noch länger
geschlossen oder drückt man den Schalter am Knüppel versehentlich in die
falsche Richtung, springt eine am Instrumentenpilz sitzende Sicherung heraus.
Der Trick mit dem Knochen
Der vorgeschriebene Unterbrechungsschalter für den
Gesamtstrom der Triebwerkselektrik, also der Hauptschalter, sitzt als
"Knochen" auf der Seitenkonsole, die Segelflugelektrik ist von diesem
Stromkreis jedoch getrennt. Der Vorteil der getrennten Systeme: Entfernt man
aus der DG-400 den "Knochen", kann das Flugzeug mit PPL-C - also ohne
Motorseglerberechtigung - geflogen werden. Auf der Seitenkonsole sitzt auch
noch eine Betriebsstundenanzeige, die die Motorlaufzeit registriert. Ich
justiere den auf der Panelabdeckung angebrachten Klappspiegel, mit dem sich die
Propellerstellung vor dem Einfahren des Triebwerkes kontrollieren läßt. Für den
Segelflug klappt man den Spiegel ab, und er ist unsichtbar. Beim Einbau eines
mechanischen Variometers ist die Verwendung eines Umschalters von Pstat auf Pte
erforderlich, weil die TE-Düse im Propellerstrahl liegt und beim Kraftflug zu
Fehlanzeigen führen würde.
Das übrige Cockpitarrangement entspricht dem der DG-202, die
mir vom Sommer vorigen Jahres noch in guter Erinnerung ist (s. aerokurier8/80).
Verändert ist das Lüftungssystem, der Haupteinlaß wird durch eine Klappe
gesteuert, während bei geschlossener Klappe über Seitenkanäle eine
Zwangsbelüftung gegen Beschlagen der Haube bleibt.
Schnellflugeigenschaften weiter verbessert
Verbessert wurden gegenüber der früheren DG-202 auch die
Flugleistungen. Das Profil wurde an der TU-Stuttgart aufgrund umfangreicher
Windkanalversuche in Zusammenarbeit mit Dr. Althaus überarbeitet, insgesamt
scheint die Profildicke etwas verringert worden zu sein. Das "neue"
Profil soll nach Angaben des Herstellers die Flugleistungen besonders im
Schnellflugbereich erheblich verbessert haben. Den schon erfolgten
Vergleichsflügen mit "vergleichbaren Mustern" soll die Vermessung im
Herbst dieses Jahres folgen, bei Glaser-Dirks ist man sehr zuversichtlich. Von
den Verbesserungen profitiert natürlich auch die künftige Generation der
DG-202, die neben der DG-400 weitergebaut wird.
Der Start
Ich schließe die Haube und rücke den Kopfhörer zurecht.
Dieses Utensil ist bei der beträchtlichen Lärmentwicklung im Cockpitbereich
unverzichtbar - im Funk würde man sonst
kein Wort verstehen. Choke gezogen,
Hauptschalter ein, Zündung ein, ein Drittel Gas und Anlasser: Der Rotax springt
sofort an. Während ich den Choke langsam einschiebe, gebe ich Vollgas - ein
Warmlaufen ist nicht erforderlich. Nach wenigen Metern Rollstrecke hebt die
Fläche vom Grasboden, das wegen der etwa 100 kp Schub an der Propellerachse
zunächst voll gezogene Höhenruder kann schon langsam nachgelassen werden. Das
Motordrehmoment erzeugt eine kaum spürbare Tendenz nach links wegzudrehen, was
jedoch mit Gegenseitenru-
derantippen leicht aufgefangen werden kann.
Rasch beschleunigt die DG-400, der Knüppel steht in
neutraler Position, und die Fahrtanzeige nähert sich dem grünen Bereich,
während Bodenunebenheiten immer weicher geschluckt werden. Ich nehme die
Wölbklappen von negativ auf +6, und dann fliegt die DG-400. Um die
Steiggeschwindigkeit auf 90 km/h zu halten, muß ich die Schnauze ganz schön
hochnehmen.
Bis zum Abheben verlief der Start ähnlich einem F-Schlepp
bei einem Kufenflugzeug, jetzt fehlt als Bezugspunkt die Schleppmaschine, und
ich orientiere mich trotz guter Sicht nach vorne häufig am Fahrtmesser. Die
Schnelltrimmung ä la Kestrel ist segensreich, voll kann man sich auf den
Steigflug konzentrieren. Das Digitaldisplay ist zwar ungewohnt, aber leicht
abzulesen, die Tankanzeige steht - und das auch beim späteren Übergang in den
Horizontalflug - ruhig und exakt bei acht Litern, und ich nehme aus Gründen der
Lärmreduzierung die Drehzahl auf 6100 RPM zurück. Das Variometer zeigt etwa 3,5
m/s Steiggeschwindigkeit an, ein Wert, der sich durch Messungen mittels der
Stoppuhr im Bereich bis 600 m über NN bestätigt.
Bei diesem Flug interessieren mich nicht primär die
Segelflugeigenschaften der DG, die ich schon kenne und beschrieben haben
(aerokurier 8/80). Funktionstüchtigkeit, Zuverlässigkeit und Handling dessen,
was dieses
Rennklasseflugzeug eigenstartfähig macht, ist das Ziel
meiner Neugier. In 600 m Höhe schalte ich die Zündung aus und gehe, die
Wölbklappen auf Null stellend, in den Horizontalflug über. Ich ziehe die
Propellerbremse und beobachte im Spiegel, wie die Luftschraube immer langsamer
wird und schließlich - quer - stehen bleibt. Ich löse die Bremse ein wenig, und
der Luftstrom bewegt den Propeller über eine Kompression in die senkrechte
Stellung, in der er verharrt, weil ich die Bremse jetzt wieder angezogen habe.
Als ich den Schalter am Knüppel nach links drücke, höre ich deutlich den
Spindelmotor anlaufen und sehe im Spiegel, wie das Triebwerk langsam
verschwindet.
Mit deutlichem Geräusch schließen sich die Rumpfklappen über
dem angefahrenen Motor, der just in dem Augenblick - durch einen leichten Ruck
im Flugzeug spürbar - seinen Anschlag erreicht hat. Ich habe für das erste
Einfahren etwa 40 Sekunden und 60 m Höhe gebraucht, wobei die meiste Zeit beim
Justieren des Props verbraucht wurde, dies aber ist, wie ich in der nächsten
Viertelstunde lerne, eine reine Übungssache. Viel Zeit spart man z. B. dadurch,
daß man die Propellerbremse so gefühlvoll bedient, daß die Luftschraube nicht
quer, sondern gleich senkrecht stehenbleibt. Dies spart fast 20 Sekunden oder
etwa 30 m Höhenverlust.
Verwandlung
Ich genieße die eingetretene Ruhe und wundere mich doch
irgendwie, daß der ganze "Spuk" mit seinem Lärm, seinem
Luftwiderstand und seinem die Ästhetik einer Superorchidee doch sehr
abträglichen Aufbau so völlig verschwunden ist und ich mich drei Minuten nach
dem Start in einem lautlos und sensiblen in fast 600 m dahingleitenden
Wölbklappensegler wiederfinde.
Wiederanlassen
Vorsichtshalber entschließe ich mich schon in etwa 400 m
Höhe, das lautlose Gleiten zu beenden und betätige den Schalter am Knüppel,
diesmal nach rechts. Der Spindelmotor ist wieder deutlich zu hören und lautes
Rauschen, als sich das Triebwerk aus dem Rumpfausschnitt hebt und in die
Strömung stellt. Der durch den Windmühleneffekt schon langsam drehende
Propeller wird im Rückspiegel sichtbar, und nach wenigen Sekunden kündet ein
leichter Ruck und das Schweigen des Spindelmotors vom Erreichen der
Endposition. Zündung ein, ein Drittel Gas und Anlasser - sofort ist das
Triebwerk da. Hat sich die Lastigkeit beim Ausfahren des Motors kaum verändert,
muß jetzt, beim Vollgasgeben, deutlich getrimmt werden - wie gesagt, mit der
Schnelltrimmung am Knüppel eine Sache, die wirklich "mit dem kleinen
Finger" erledigt wird.
Taktik: Wie beim Segelflugzeug
Das Ausfahren dauert bis zum Anspringen des Motors etwa 20
Sekunden. Wenig Zeit also, was für die Praxis bedeutet: Beim drohenden
"Absaufer" fliegt man seine normale Platzrundeneinteilung. Die
Position wird erreicht. Damit ist der thermische Flug beendet. Der Motor wird
ausgefahren und wird im Regelfall vor Erreichen des Queranfluges angesprungen
sein. Der Flug wird fortgesetzt oder der Heimflug begonnen. Springt der Motor
nicht an, wird der Landeanflug fortgesetzt und gelandet.
Wirksame Sicherungen
Ich verfliege, während ich häufig das Triebwerk stillege,
einfahre und wieder ausfahre, im Platzbereich von Karlsruhe meine acht Liter
Benzin und werde zunehmend mit dem Handling der DG-400 vertraut. Einmal tut
sich beim Betätigen des Anlassers gar nichts, obwohl die Zündung auf
"Ein" steht. Ich habe beim Ausfahren zu früh gestoppt, der
Endschalter verhindert zuverlässig ein Anlassen. Absichtlich halte ich beim
Einfahren nach dem Zuklappen der Rumpfklappen den Schalter noch zwei Sekunden
gedrückt. "Klack", die Sicherung ist draußen und der Stromkreis
unterbrochen. Dies würde man spätestens dann merken, wenn man das Triebwerk
wieder ausfahren wollte. Tut sich dann nichts, kann es nur diese Sicherung
sein.
Reif geworden
Ich komme zum Schluß, daß der Motor und die
"Klappmimik" der DG-400 einwandfrei funktionieren und einfach zu
handhaben sind. Fehlbedienungen sind durch wohldurchdachte Sicherungen
ausgeschlossen. Der Rotaxmotor 505 scheint, wie allenthalben zu hören ist, das
Stadium der Kinderkrankheiten hinter sich gebracht zu haben, und - das gilt
besonders für die hier verwendete Doppelzündanlage - recht zuverlässig zu sein.
Kühlprobleme gibt es dank des großen Kühlkastens nicht, die zulässigen 250 °C
wurden bei den Probeflügen trotz des warmen Wetters auch nicht annähernd
erreicht.
Gewichte
Das gegenüber der DG-202 um etwa 70 kg erhöhte Rüstgewicht
der DG-400 und die damit einhergehende erhöhte Flächenbelastung dürfte,
abgesehen von der um 10 km/h auf 100 km/h erhöhten Landegeschwindigkeit und
leichten Einbußen bei schwachen Wetterlagen durch ein leicht erhöhtes
Geringstes Sinken, kaum einen Einfluß haben. Die Überziehgeschwindigkeit liegt
so auch geringfügig höher (65 km/ h) - eine kaum nennenswerte Veränderung in
den Leistungsdaten also. Zu überlegen wäre allerdings, ob man im Hinblick auf
unsere mitteleuropäischen Durchschnittswetterlagen bei der Anschaffung womöglich
auf den Einbau von Wassertanks (2 x zirka 45 l) verzichtet, weil die
Flächenbelastung auch ohne Wasser schon für einen großen Teil der bei uns
relevanten Steigwerte ausreichen dürfte. Das Rüstgewicht der DG-400 liegt mit
17 m Spannweite bei knapp 300 kg, wobei der Motor alleine etwa 45 kg wiegt. Die
Gesamtgewichtserhöhung gegenüber der DG-202 von ca. 70 kg resultiert aus den
Verstärkungen, die für die Ausrüstung mit dem Triebwerk nötig wurden. Hinzu
kommen noch die Akkus mit ca. 7 kg Gewicht, die im vorderen Cockpitbereich
untergebracht sind und durch ihre Lage vor dem Schwerpunkt einen Teil des
Triebwerksgewichts, das ja hinter dem Schwerpunkt liegt, ausgleichen. Zwecks
Gewichtseinsparung im Leitwerksbereich wurde die Seitenruderfläche gegenüber der
DG-202 auf 40% der Seitenleitwerksfläche verkleinert.
Praktisch
Das Triebwerk hat eine TBO von 300 Stunden und kann sehr
leicht ausgebaut werden, die seitlichen Befestigungsplatten mit dem
Spindelantrieb verbleiben im Rumpf. Nur fünf Schrauben sind zu lösen, falls die
DG-400 vielleicht als Segelflugzeug ohne das Motorgewicht eingesetzt werden
soll. Einem vielfachen Kundenwunsch folgend, wird das Spornrad, beim Prototyp
noch fest, in der Serienausführung lenkbar sein. Es ist mit dem Seitenruder
gekoppelt und wird zirka 30° ausschlagen, was bedeutet, daß man theoretisch genau
um die Flügelspitze herumrollen kann. Zum Rückwärtsschieben soll das Spornrad
durch einen Stift arretiert werden. Somit kann die DG-400 nach dem Aufrüsten
oder nach Verlassen des Hangars selbst über kurvige Rollwege zum Start rollen,
ohne daß die Tragfläche gehalten werden müßte.
"Reichweite"
Der Verbrauch von 20 l/h erlaubt bei Anwendung einer
speziellen "Delphintechnik", bei der das Triebwerk nach dem Steigflug
abgeschaltet und erst nach Abgleiten der Höhe zum erneuten Steigflug wieder
eingeschaltet wird - dies ist die wirtschaftlichste Art, "Kilometer zu
machen" - eine etwa dreifache Streckenleistung, verglichen mit einer
Reiseleistung bei ständig laufendem Triebwerk, was der DG-400 im Horizontalflug
etwa 160 km/h Geschwindigkeit verleihen würde. Im Klartext: Mit den
zusätzlichen beiden
Flügeltanks (je 201) ist eine Reichweite von 1000 km
möglich.
Die ersten Serien-DG-400 sollen im Januar 1982 das Werk
verlassen. Über mangelndes Kaufinteresse braucht man sich bei Glaser-Dirks
nicht den Kopf zu zerbrechen. Trotz des Preises von 72000,- DM + MwSt. für die
ersten Exemplare ist die Produktion für das Jahr 1982 schon fest verkauft. So
ist anzunehmen, daß bei der in Angriff genommenen Ausweitung der
Fertigungskapazität durch Errichtung einer neuen Fertigungshalle der
vorgesehene "Auswurf" von drei bis vier Flugzeugen im Monat noch
gesteigert werden muß.
Gerade auch von dieser schnellen Verfügbarkeit des Flugzeuges wird es abhängen, ob es mit der DG-400 gelingt, dem selbststartenden Leistungssegler zum Durchbruch zu verhelfen. Die Unabhängigkeit von Fremdhilfe ist darüber hinaus eine immer wichtigere Voraussetzung für eine gesunde Zukunft des Segelflugsports.