H30GfK


 Beschreibung
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Holzbauweise:
Wolfgang Hütter entwickelte gegen Ende des Zweiten Weltkrieges die Idee, auch Segelflugzeuge nach dem Prinzip der Holzschalenbauweise zu bauen. Durch die beulsteife, tragende Außenhaut entfallen die Gewichte der Stützelemente wie Rippen, Stringer, Spanten und Holme. Bis dahin war dieses Verfahren, das neben einer Kostensenkung vor allem den Vorteil einer deutlichen Gewichtseinsparung bot, nur bei einigen Kampfflugzeugen angewendet worden. Beispiele sind die Bachem Ba 349 Natter und die Focke-Wulf Ta 154. Durch den Leichtbau sollten die gleiche Flächenbelastung und Flugleistungen wie bei Flugzeugen mit großen Spannweiten erreicht werden. Hütter erhoffte sich durch die Konstruktionsweise auch eine bessere Handhabbarkeit in der Luft und am Boden. Zudem würde auch der Transport des Flugzeugs leichter werden und außerdem sollte die Fertigung schneller und einfacher werden. Durch den Sperrholz-Balsa-Schalenbau der Tragfläche würde eine hohe Profiltreue über die gesamte Spannweite erreicht. Der Rumpf sollte teilweise aus Pappelfurnier, mehrfach verleimt, gefertigt werden. Erste Anfänge zum Bau einer H 30 wurden 1949–1950 in Breitenbach/Schweiz unternommen, aber nicht zu Ende geführt. 1955 kam Eugen Hänle zum Projekt hinzu. Schnell wurde bei dem Versuch der erneuten Umsetzung klar, dass in den Werkstattzeichnungen wichtige Einzelheiten fehlten, die sich während des Baus ergeben mussten. Zunächst wurde ein Flügelmusterstück gefertigt, aus dem ersichtlich wurde, dass das geforderte Gewicht mit der geplanten Bauweise und den zu dieser Zeit erhältlichen Materialien nicht erreichbar sein würde. Selbst optimistische Masseabschätzungen ergaben ein Übergewicht des fertigen Flugzeugs von mindestens 20 %. Zudem gab es Baugruppen, die in der vorgesehenen Art und Weise nicht zu fertigen waren. Der Versuch der konventionellen Fertigung in Holz wurde erneut fallen gelassen.
GFK-Bauweise:
Da die Ingenieure Hütter und Eugen Hänle bereits umfangreiche Erfahrungen mit der Fertigung von Glasfaserbauteilen hatten (Hütter-Hänle-Verfahren), entschloss man sich, das Projekt zumindest teilweise in Glasfaserbauweise auszuführen. Die Tragflächen erhielten als erstes Flugzeug einen Holm aus GFK-Rovings (parallelen Glasfasern) anstelle Balsa-Holz. Diese Glasfasern wurden um die Anschlussaugen an der Flügelwurzel herumgeschlagen und liefen dann wieder zurück in die Tragfläche. Die bei anderen Flugzeugen bis dahin sehr komplizierten Flügelanschlussbeläge sind bei der H 30 einfach in die Tragflächen eingeklebt. Die vormals hölzerne Flügelbrücke wurde nun ebenfalls aus GFK gefertigt, was eine Zeit- und Kostenersparnis von etwa 50 % bedeutete. Auch das Gewicht der Flügelbrücke reduzierte sich dadurch um fast 50 %. Auch in der Flügelbrücke wurden die Anschlussaugen kraftliniengerecht mit Glasfaser umwickelt und somit ebenfalls „eingeklebt“. Der Flügel selbst hat noch Balsa-Rippen und eine GFK-Balsa-Nase und ist gar ab 70% Tiefe stoffbespannt. Trotz der geringen Spannweite beträgt die Streckung 22,2. Viele weitere Änderungen wie der Tausch der Landekufe gegen ein Rad, unkonventionelle Lagerung der Steuerstangen sowie etliche konstruktive Optimierungen führten dazu, dass der Prototyp der Hütter H 30 GFK nur geringfügig das geplante Maximalgewicht überschritt. So wog das komplette Rumpfhinterteil inklusive Leitwerk nur 7,5 Kg. Ein Flügel wiegt nur 30 kp, so daß ein Rüstgewicht von 120 kp möglich ist. Viele bis dahin in Holz gefertigten Bauteile wurden zum ersten Mal in der Luftfahrtgeschichte konsequent in Glasfaserverstärktem Kunststoff umgedacht und gefertigt. Der Rumpf ist wieder eine GFK-Balsaschale, während die Ruder des V-Leitwerks mit einem Öffnungswinkel von 104° wieder stoffbespannt sind. In aller Frühe am 5. Mai 1962 führte Lindner im Schlepp einer Klemm 107 auf der Hahnweide den Erstflug durch. Im Landeanflug streikt der Antrieb der Schempp-Hirth-Bremsklappen und die H-30 GFK braucht den ganzen Platz. Im nachfolgenden Winter wird dieser Klappenzug umgebaut und im April 1963 führt Ursula Hänle ihren Erstflug durch, über den sie im aerokurier 9/63 einen netten Bericht veröffentlicht. Sie führt ca 10 Jahre später den Gedanken der H30GFK weiter und entwickelt unter Beibehaltung der wichtigsten Konstruktionsmerkmalen den H-101 "Salto". Lange Jahre steht das gelb lackierte Flugzeug mit dem Kennzeichen D-8415 in der Halle von Start + Flug in Saulgau, und wechselt später in die Hände von Fritz Hörsch aus Ulm; dieser pflegt und fliegt das Flugzeug regelmässig; erst 2015 gibt er das Flugzeug in jüngere verantwortliche Hände.

Typenübersicht