Hütter H-30 TS


 Beschreibung
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Der von Dipl.-lng. Wolfgang Hütter entworfene Turbinensegler H-30 TS, der zwar parallel zur H-30 GFK aber ohne Hänles Beitrag bei Allgeier in Uhingen bei Göppingen gebaut wurde, ist der eigentliche Vorläufer der H-301 Libelle und der späteren Standard-Libelle 201 und wurde so zum Stammvater der erfolgreichen Glasflügel-Entwicklungen. Die Maschinenfabrik Allgeier, für die ab 1952 auch Eugen Hänle zusammen mit Dr. Ulrich Hütter an Windenergieanlagen arbeitete, beschäftigte seit 1950 Wolfgang Hütter und später auch den ebenfalls seit langem in der Fliegerei tätigen Heinz Kensche. Der Junior-Chef Erwin Allgeier interessierte sich für die Fliegerei, schulte auf dem Hornberg, und wollte von Wolfgang Hütter ein Segelflugzeug gebaut haben, das allerdings gleich das Neueste sein sollte: Ein Motorsegler mit einer kurz zuvor herausgekommenen 40-kp-Schub-Turbine von BMW. So konstruierte Wolfgang Hütter 1959 die bereits im Jahre 1948 in Nonnenhorn am Bodensee entwickelte H-30 um, vergrößerte wegen der höheren Flächenbelastung die Spannweite auf 15 m und änderte das ursprüngliche V-Leitwerk in ein normales Kreuzleitwerk. Der Flügel erhält im Vergleich zur H-30 ein neues Profil mit Wölbklappe. Die Schempp-Hirth-Bremsklappen mit einer Spannweite von 2,40 m liegen sehr weit hinten, kurz vor der Wölbklappe. Der Flügel wird in einer Negativschale gebaut und bekommt allerdings noch einen Doppel-T-Metallholm aus 0,8 mm Duralblech-Lamellen, die mit Araldit verklebt sind. Der Rumpf der ersten Ausführung ist nur 5,70 m lang und hat noch das V-Leitwerk der H-30. Beim Start bricht das Flugzeug jedoch gerne aus, so daß der Rumpf verlängert wird und ein lenkbares Bugrad erhält, während usprünglich eine Einziehkufe mit einem Einziehrad eingebaut ist. Gleichzeitig wird das Leitwerk geändert. Beide Rumpfvarianten, die sich auch noch durch das Triebwerk unterscheiden, sind oben zu erkennen. Die BMW-Turbine liefert 40 kp Schub bei 46000 Umdrehungen pro Minute. Das Gewicht beträgt 38 kp. Gebaut wird die H-30 TS in den Jahren 1959/60 hauptsächlich von Hermann Jester in Allgeiers Ferienhaus in Holzhausen oberhalb von Uhingen, wo einige Zeit auch eine der Windenergieanlagen gestanden hat. Heinz Kensche führt den Erstflug im Flugzeugschlepp am 20. 8. 1960 auf dem US-Flugplatz in Göppingen durch. Am 25. 9. 1960 gelingt um 10.30 Uhr der erste Eigenstart mit 5 Minuten Triebwerkszeit und einer Gesamtflugzeit von 9 Minuten ebenfalls auf der 700-m-Bahn in Göppingen. Im Oktober 1960 wird ein weiterer Teil der Erprobung auf dem Flughafen Stuttgart-Echterdingen geflogen. Heinz Kensche nimmt auch im Jahre 1961 an der Deutschen Segelflugmeisterschaft in Freiburg teil. Mit dem recht geräuschvollen Triebwerk benötigt er an heißen Tagen den ganzen Platz. Aus aerodynamischen Gründen können die Kühllufteinläufe des Triebwerkes für den Segelflug geschlossen werden. Wegen des Lärms und der Schwierigkeiten mit der Turbine werden die Versuche mit dem Motorsegler D-KABA kurz darauf eingestellt. Eugen Aeberli nimmt die H-30 TS als Segelflugzeug ein Jahr mit in die Schweiz. 1962 kommt sie wieder zurück in den Verein nach Uhingen. Im August 1968 geht das Flugzeug auf dem Klippeneck durch einen schweren Unfall im Windenstart verloren.

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